Als Expertin zum Thema Demokratiefeindlichkeit durfte ich die Erstellung des 17. Kinder- und Jugendberichtes des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützen. (in: Deutscher Bundestag, 20.Wahlperiode, Drucksache 20/12900, S. 622). Regelmäßig bringt der Bericht Analyse, Wissen und Erfahrung aus Theorie und Praxis zusammen. Gremium und Expertisen sind sich durchweg einig: Die junge Generation ist aktiv, politisch und divers – und kann so viel bewirken und bewegen, wenn man sie nur ließe. Es braucht mehr Zutrauen, Sichtbarkeit und Unterstützung!
Demokratiefeindlichkeit und Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe
„Nötig sind adressat:innengerechte Angebote sowie ein systematisches Erkennen und Abbauen von Barrieren, so dass diese auch benachteiligte Zielgruppen erreichen. Die Angebote der politischen Bildung müssen sich an den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen von jungen Menschen orientieren, niedrigschwellige Begegnungsräume zur Förderung sozialer Beziehungen, Konfliktfähigkeit und Erfahrungen mit Diversität bieten (vgl. Achour 2023, S. 362). In der Entwicklung von Angeboten müssen soziale Herkunft, Lebenswelt und Lebensweise von
jungen Menschen in einer diversen Gesellschaft berücksichtigt werden. Entsprechende Angebote müssen insbesondere den digitalen Raum einbeziehen und die Medienbildung junger
Menschen umfassen, denn demokratiefeindliche Inhalte in für junge Menschen attraktiver Aufmachung finden sich vor allem in Social Media und im Internet. Diesen Inhalten müssen demokratieförderliche Inhalte entgegengestellt, und demokratiefeindliche Inhalte und Behauptungen müssen kritisiert und kontextualisiert werden (vgl. Müller (2024). Digitale Medien dürfen nicht auf klassische Jugendschutzaspekte wie Gewalt, Abhängigkeitsrisiken und sexuelle Inhalte beschränkt werden. Vielmehr benötigen junge Menschen die durch Medienpädagogik
und passgenaue Projekte vermittelte Fähigkeit, diskriminierende oder demokratiefeindliche Aussagen zu entlarven, und Fertigkeiten wie Kritik und Gegenrede gegenüber solchen Behauptungen. Ergänzend gehören dazu auch das Wissen und die Fertigkeit, gegen Hatespeech und üble Nachrede wirksam vorzugehen bzw. Unterstützung dabei zu erhalten. “
- Müller, M. (2024): Mehr Demokratie durch Digitalisierung? Digitale Adoleszenz und Antidemokratie, RUK Working Paper No.1, RUK-Blog der Forschungsstelle Radikalisierung und gewaltsame Konflikte: Antworten Sozialer Berufe (RUK). Verfügbar über: https://ruk.fh-erfurt.de/mehr-demokratie-durch-digitalisierung-digitale-adoleszenz-und-antidemokratie-ruk-working-paper-1/; [19.04.2024]
Verweisstelle des Workingpapers auf dem RUK-Blog
Der 17. Kinder- und Jugendbericht des BMFSFJ
Regelmäßig untersucht der Bericht „die Lage der jungen Menschen in Deutschland und die Situation der Kinder und Jugendhilfe. Der Bericht macht deutlich: Die heutige junge Generation ist die diverseste, die es je gab. Allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemein ist jedoch das Bedürfnis nach Orientierung und Sicherheit – das ist in der aktuellen dynamischen und unsicheren Zeit besonders wichtig. Die Kernbotschaft des Berichts lautet entsprechend: Zuversicht braucht Vertrauen! Politik und Gesellschaft sowie speziell die Kinder- und Jugendhilfe sind gefragt, jungen Menschen vertrauenswürdige Rahmenbedingungen mit starken und resilienten Angeboten und Leistungen zu bieten.“
Hier geht’s zum 17. Kinder- und Jugendbericht